Teilnehmer einer jüdischen Jugendfreizeit treffen sich in Charlottenburg, um über den Krieg in Gaza zu diskutieren. Ihre Unterstützung gilt Israel, ihr Mitleid den Palästinensern
Sammy (19) berichtet von seiner Teilnahme an einer „Pro Israel“ Demonstration vor der Gedächtniskirche. „Ich habe demonstriert, weil mir die Probleme Israels eine Herzensangelegenheit sind. Israel ist ein Staat, der weltweit diskriminierten Juden Zuflucht bietet.“ Im Aufenthaltsraum eines jüdischen Jugendtreffs in Charlottenburg sind zehn Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 19 Jahren zusammengekommen, um über den Krieg in Gaza zu sprechen. Fast alle besitzen verwandtschaftliche oder freundschaftliche Kontakte nach Israel. Palästinensischstämmige Berliner sind ihnen flüchtig bekannt. Nur Mike gibt an, palästinensische Freunde zu haben: „Natürlich ist das Verhältnis zur Zeit sehr angespannt. Ich bekomme Fotos von verstümmelten Kinderleichen aus Gaza geschickt.“ Die Freunde, die zuvor nicht für die Hamas gewesen seien, würde nun die Regierung in Gaza unterstützen: „Natürlich halten jetzt alle Palästinenser zusammen.“ Dennoch sei die Hamas eine Terrororganisation, die bekämpft werden müsse. Gabriel, der ebenfalls den Waffengang gutheißt, lehnt jedoch die Wahl der Mittel ab. „Wenn ich lese, dass die israelische Armee Phosphorbomben einsetzt, frage ich mich, wie man so etwas in einem dicht besiedelten Gebiet, wie dem Gazastreifen, rechtfertigen kann.“ Dennoch möchte keiner der Anwesenden, schlecht über Israel sprechen. Ganz im Gegenteil würde die, ihrer Meinung nach, einseitige Berichterstattung in den Medien dazu führen, dass sie Israel in Gesprächen mit Nicht-Juden stets verteidigen würden. Ihre Hoffnung ruht auf einem baldigen Ende des Krieges. „Doch es wird so schnell keinen Frieden geben, wenn ich sehe, dass schon Kleinkinder in den palästinensischen Flüchtlingslagern in Kriegspose herumlaufen“, gibt Miriam zu bedenken. „Die Palästinenser müssen die Möglichkeit bekommen, sich zu bilden und ein modernes funktionierendes Staatswesen aufzubauen. Sie müssen ein würdevolles Leben führen können. Dann hört der Hass von ganz alleine auf“, betont Sammy. Alle Anwesenden nicken zustimmend.
Berlin, den 15. Januar 2009 / Nicht veröffentlicht