Der Volkspark Friedrichshain ist ein beliebter Treffpunkt im hohen Norden des Bezirks. An sonnigen Tagen schein er aus allen Nähten zu platzen. Doch der Park ist mehr als Liegewiese und Joggingstrecke. Ein Spaziergang
Wer den Volkspark Friedrichshain aufmerksam durchwandert, bemerkt nach wenigen hundert Metern eine imaginäre Grenze. Ab und an wird sie in dunklen Neumondnächten durch kleine, improvisierte Lagerfeuer bestimmt. In dieser Parkhälfte amüsiert und entspannt sich ein primär jugendliches Publikum. Gleich hinter dem großen Freiluftkino fallen dagegen zuvorderst Familien auf. Kinderwägen werden an den beiden pflanzenüberwucherten ehemaligen Flaktürmen vorbei geschoben. Unweit des japanischen Pavillons mit seiner Friedensglocke, einem Symbol gegen den Atomkrieg, toben Kinder bis ein Meter zwanzig. Sie dürften sich auch für den Märchenbrunnen begeistern. Dieses Bauwerk aus dem Jahr 1913 markiert einen der Parkeingänge. Allem Vandalismus zum Trotz findet sich hier eine der schönsten Brunnenanlagen Berlins. Neben Schildkröten und Hunden sind mehrere Grimmsche Märchenfiguren aufgestellt.
Die 49 Hektar umfassende Grünanlage verdankt ihren Namen Friedrich dem Großen. Um an dessen Thronbesteigung einhundert Jahre zuvor zu erinnern, planten die Stadtväter im Jahre 1840 den ersten kommunalen Park der Metropole. An den Namensgeber erinnert unweit des Freiluftkinos ein Denkmal. Weitere Gedenkorte stammen aus der Zeit der DDR. Zu nennen wäre das Denkmal für die polnischen Soldaten und deutschen Antifaschisten des Zweiten Weltkrieges. Es steht in Form einer 15 Meter hohen Stele mit nachgebildetem Flaggenschmuck am Rande des Parks. Zum Ärger so mancher Passanten hat sich das Areal rund um das Denkmal zu einer beliebten Skateboard-Übungsstrecke entwickelt. Dagegen ist das Denkmal für die deutschen Spanienkämpfer weitgehend unbekannt. Es steht am westlichen Ende der Grünanlage und erinnert an die 3000 im Spanischen Bürgerkrieg getöteten Deutschen, die auf Seite der Republik gekämpft hatten. Es gilt als das einzige Denkmal dieser Art in Deutschland. Der Park ist folglich vielseitiger als er auf dem ersten Blick erscheinen mag.
Berlin, 30. Juni 2008 / Erschienen im Stachel Sommer 2008